ParkraumParkraumplanung für den Individual- und Busverkehr auf Basis umfassender Analysen
Parkraum

Parkraumplanung allgemein

Parkraum stellt sich wie auch in vielen anderen umfangreichen Planungsprozessen grundsätzlich als sehr komplexes Thema mit vielen unterschiedlichen Interessenslagen und Bedarfen dar. Auch die Entwicklung des KaiserPfalzQuartiers bildet hierbei keine Ausnahme. Bei der Planung zu berücksichtigen gilt:

  • Parkraum für Bustourismus – geeigneter Ersatz für Wegfall der Stellplätze auf dem Parkplatz „Kaiserpfalz Nord“
  • Parkraum für Pkw-Touristen – ausreichender Ersatz für den Wegfall der Parkplätze „Kaiserpfalz Nord“ und „Kaiserpfalz Süd“
  • Parkraum für Berufspendler – Ersatz für den Wegfall der Pendlerstellplätze auf dem Parkplatz „Kaiserpfalz Süd“
  • Parkraum für Anwohner – Alternativen für die von Anwohnern der Oberstadt genutzten Parkplätze
  • Parkraum für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Besucherinnen und Besucher des Amtsgerichtes und der Stadtverwaltung
  • Stellplatzbedarf für geplante Nutzungen – Hotel, Gastronomie und Veranstaltungshalle

Es handelt sich um einen langwierigen Planungsprozess, der seinen Anfang bereits während des Entwicklungsprozesses mit ECE für ein Einkaufscenter genommen hat.

Die erste „Verkehrstechnische Untersuchung zur Quartiersentwicklung am Domplatz in der Stadt Goslar“ durch das Büro Ingenieurgemeinschaft Dr.-Ing. Schubert aus Hannover datiert aus dem April 2014.

Bild: Die einstige Parkfläche auf dem ehemaligen Kasernengelände

Parkraumplanung allgemein

Eine Aktualisierung dieser Untersuchung erfolgte Ende 2016 auf der Grundlage der ersten Planungsgrundsätze für das KaiserPfalzQuartier, die anstelle des Einkaufscenters mittlerweile ein Museum, ein Hotel, ein Tagungszentrum und ggf. eine Mehrzweckhalle vorsahen, ebenfalls durch das Büro Ingenieurgemeinschaft Dr.-Ing. Schubert aus Hannover.

In beiden Untersuchungen stand zunächst die zu erwartende Entwicklung des Verkehrsaufkommens im Fokus und inwieweit das vorhandene Straßennetz inkl. Knotenpunkte in der Lage sein wird, dieses Verkehrsaufkommen funktional aufzunehmen.

In der Folge dieser Betrachtungen und im weiteren Planungsprozess für die Vorhabensentwicklung kristallisierte sich zunehmend heraus, dass das Thema Parkraum, eine weitaus größere Herausforderung darstellen würde.

Insbesondere der Umstand, dass die auf dem sog. Domplatz (Parkplatz Kaiserpfalz Nord) parkenden Touristenbusse der geplanten Entwicklung weichen müssen führte zu der Frage nach geeigneten Alternativstellplätzen.

Bild: Ausschnitt aus der Verkehrsanalyse von 2014 der Ingenieurgemeinschaft Dr.-Ing. Schubert aus Hannover

Das vom Büro Ackers Morese Städtebau in 2016 erstellte und vom Rat der Stadt Goslar beschlossene städtebauliche Zielkonzept sah als erste Planungsgrundlage für das Thema Parken dabei folgende Elemente vor:

  • Eine Tiefgarage unter dem (damals noch vorgesehenen) Museum und dem geplanten Hotel sowie
  • ein zweigeschossiges Parkdeck auf dem ehemaligen Sportplatz der BGS-Kaserne, wobei das obere Deck für den Bustourismus und das untere für das Individualparken zur Verfügung stehen sollte.

Bild: Ausschnitt des städtebaulichen Zielkonzepts von ACKERS MORESE STÄDTEBAU aus der Präsentation vom 22.08.2016

Bustourismus

Bustourismus

Durch die Stadt Goslar wurden in der Folge eine Reihe an potentiell in Frage kommender Flächen im näheren Umfeld auf ihre Eignung als Busstellplatz hin untersucht.

Um die daraus gezogenen Erkenntnisse verifizieren zu lassen, daraus resultierende Vorzugsvarianten vertiefend zu betrachten und zu einer Handlungsempfehlung zu gelangen wurde das Büro WVI Prof. Dr. Wermuth Verkehrsforschung und Infrastrukturplanung GmbH aus Braunschweig mit einer „Machbarkeitsstudie mit Kostenschätzung zum Busparken“ beauftragt.

Hierbei spielten auch Ausweichparkplätze wie das Osterfeld oder auch die Füllekuhle eine wesentliche Rolle und wurden in die Untersuchung einbezogen.

Bild: Lage möglicher Busstellplätze aus der Machbarkeitsstudie zum Busparken von WVI Nov. 2018

WVI bewertete bei der Untersuchung die einzelnen Varianten nach den sehr differenzierten Anforderungen der unterschiedlichen Betroffenen und Akteuren, zu denen die Reisenden, Busunternehmer und Busfahrer ebenso zählen wie die Kommune, die Tourismuswirtschaft und die lokale Wirtschaft. Zusätzlich wurden in die Bewertung auch die Belange der Anwohner aufgenommen, die seit Prozessbeginn eng in die Planungsüberlegungen einbezogen wurden und in vielen Einzelgesprächen und -austauschen Gelegenheit hatten, sich mit ihren Bedürfnissen einzubringen.

Im Ergebnis der Bewertung, das Anfang 2019 vorgelegt und präsentiert wurde stellten sich die Variante 1: „Busparkpalette Clausthaler Straße“ als Beste Variante und die Variante 2: „Bushalten an der Werenbergstraße“ als zweitbeste Variante heraus.

Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege sprach sich jedoch gegen einen mehrgeschossigen Bau einer Parkpalette an dieser Stelle aus und plädierte stattdessen dort für eine ebenerdige und ggf. auch großflächigere Parkplatzanlage. Aufgrund der vorliegenden Topographie und dem damit verbundenen Höhenunterschied zwischen der Werenbergstraße und dem Sportplatz schied dieser Standort jedoch für Reisebusse als Stellplatz aus.
Somit wurde im Weiteren der Planungsfokus auf ein „Bushalten an der Werenbergstraße“ gelegt und mehrere denkbare Varianten im Zusammenspiel mit dem geplanten Kreisel im Kreuzungsbereich Wallstraße/ Wasserbreke/ Werenbergstraße gelegt.

Auf dieser Grundlage erfolgten weiterführende Planungen der Stadt Goslar.

Dieser Konzeptentwurf bediente insbesondere folgende Anforderungen der Beteiligten:

  • Für die Bustourismusbranche und ihre Kundinnen und Kunden sowie für die Besucherinnen und Besucher der Innenstadt und der zwischenzeitlich in der Planung etablierten Veranstaltungshalle kann zumindest ein Ein- und Ausstieg in größtmöglicher Nähe zur Kaiserpfalz, der Innenstadt und dem KaiserPfalzQuartier angeboten werden. Die Busse parken letztlich auf dem Osterfeld, das in einem dafür vorgesehenen Teilbereich entsprechend aufgewertet werden soll.
  • Die noch gegebene Nähe zur Innenstadt und Goslars Sehenswürdigkeiten ist auch für die Tourismusbranche sowie die lokale Wirtschaft annehmbar.
  • Der ehemalige Alleecharakter der Werenbergstraße wird beidseitig u. a. durch einen zusätzlich die Bushalteplätze abschirmenden Grünstreifen wiederhergestellt.

Letztlich fand dieser Konzeptentwurf jedoch keine ausreichende Zustimmung für eine Berücksichtigung im weiteren Planungsprozess.

Die im WVI-Gutachten herausgearbeiteten Vorzugsvarianten waren damit hinfällig und es wurden wiederum weitere Standortvarianten, die bislang nicht in Erwägung gezogen oder von vorherein aus unterschiedlichsten Gründen nicht weiterverfolgt wurden betrachtet. Dabei wurden wiederum zahlreiche Gespräche mi den betroffenen Beteiligten und den Akteuren geführt. Flankiert wurden diese Gespräche von einer „Vertiefenden Betrachtung Busparken im Rahmen der Umgestaltung des Kaiserpfalzquartiers“ durch die CIMA Beratung + Management GmbH. Dabei ging es u. a. auch um die grundsätzliche Fragestellung, wie stark sich die Corona-Pandemie auf das Reiseverhalten der Bustouristen ausgewirkt hat und ob eine Rückkehr auf das Niveau vor der Pandemie zu erwarten ist.

Bild: Aktueller Planungsentwurf aus der Fortschreibung des Städtebaulichen Zielkonzeptes von 2022

Im Ergebnis führt dies zu folgender Variante: der Zustand im Bereich der Werenbergstraße wird im derzeitigen Status Quo beibehalten werden – mit Ausnahme des geplanten Kreisels. Die Ankunft und der Ein- und Ausstieg im Zusammenhang mit den Touristenbussen wird in die Rosentorstraße in den Bereich des Kreisels vor dem Hotel Der Achtermann verlagert werden.

Das Parken der Reisebusse wird wie bei anderen zuvor betrachteten Varianten bereits angedacht auf dem Osterfeld erfolgen. Konkretere Planungen zur Ausgestaltung der in der Rosentorstraße geplanten Nutzung stehen als einer der nächsten Schritte an.

Individualparken

Individualparken

Erklärtes Ziel bei den Planungen zum Individualparken war zum einen, die Bedarfe der Betroffenen und Beteiligten zu erfassen und ihnen möglichst umfassend nachzukommen und zum anderen ausreichend Parkraum auf dem Areal zu schaffen, ohne dass der Grundgedanke der Planung, in erster Linie der wertschätzende Umgang mit dem historisch geprägten Areal dahinter zurückstehen wird.

Nachdem die Überlegungen für ein Parkdeck im Bereich des ehemaligen BGS-Sportplatzes aus denkmalpflegerischen Gründen verworfen wurden, wurden an dieser Stelle auf Anraten des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege Planungen für einen ebenerdigen Parkplatz mit Zufahrtsrampe von der Clausthaler Straße vorangetrieben. Unter teilweiser Einbeziehung des heute vorhandenen Mitarbeiterparkplatzes könnte dort eine Parkplatzanlage entstehen mit einer Kapazität von bis zu 120 Stellplätzen.

Vorgesehen ist, dass der Parkplatz tagsüber von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Goslar und des Amtsgerichts und deren Besucherinnen und Besuchern sowie von Berufspendlern genutzt wird. Während der zweiten Tageshälfte und in den Abendstunden steht er dann den Anwohnerinnen und Anwohnern des Quartiers und bei Veranstaltungen in der benachbarten Veranstaltungshalle zusätzlich deren Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung.

Die unter der Veranstaltungshalle und dem Hotel vorgesehene Tiefgarage war in den ursprünglichen Planungen mit einer größeren Anzahl an Stellplätzen konzipiert. Aufgrund der sensiblen Lage in unmittelbarer Nähe zur Feldmauer musste sie jedoch im weiteren Verlauf verkleinert geplant werden und umfasst derzeit rd. 175 Stellplätze. Mit dieser Anzahl wird den nachzuweisenden Stellplätzen für die unterschiedlichen geplanten Nutzungen mit Hotel, Gastronomie und Veranstaltungshalle überwiegend Rechnung getragen.

Eine die Planungen flankierende Untersuchung durch die CIMA Beratung + Management GmbH des Stellplatzangebotes in der Stadt Goslar und dessen Auslastung hat ergänzend zu der objektiven Erkenntnis geführt, dass das Stellplatzangebot im Stadtgebiet insbesondere in den Parkhäusern im Vergleich zum Bedarf eine nicht unerhebliche Kapazität an freien Stellplätzen ausweist. Diese freien Kapazitäten sind grundsätzlich dazu geeignet, einen zeitweise höheren Bedarf im Bereich des KaiserPfalzQuartiers abzudecken.

Darüber hinaus sind neben dem geplanten Parkplatz Clausthaler Straße noch weitere Maßnahmen denkbar, um dem Parksuchverkehr und dem Parkdruck in einzelnen Stadtgebieten entgegen zu wirken. Dazu gehört die Installation eines neuen Parkleitsystems, eine Anpassung der Bewohnerparkzonen sowie eine mögliche zusätzliche Bewohnerparkzone im Bereich des Siemensviertels.